PTA = Apotheker light?

Im dritten Quartal 2024 könnte sich die Apothekenlandschaft von Grund auf ändern, wenn Karl Lauterbachs Pläne in die Tat umgesetzt werden. Für PTA könnte dies ein Aufstieg bedeuten – erhalten sie aber auch mehr Geld?

Keine Frage, PTA sind wahre Rezeptur- und Beratungstalente, die nicht nur mit der Abgabe von Arzneimitteln viel Verantwortung übernehmen. Die Vergütung könnte allerdings viel besser sein und auch die Aufstiegschancen lassen zu wünschen übrig. Die aktuellen Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach – was die PTA angeht – machen Hoffnung. Nämlich Hoffnung auf mehr Wertschätzung durch eine Vertretungsbefugnis.

Wollen das die PTA überhaupt?

Die PTA-Kolleginnen, mit denen ich mich regelmäßig austausche, wünschen sich zwar Aufstiegsmöglichkeiten in der Apotheke, doch auch das Geld müsse stimmen. Denn eine Vertretungsmöglichkeit bedeutet gleichzeitig auch mehr Verantwortung und dies sollte entsprechend honoriert werden.

Im Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums, das kürzlich bekannt wurde, steht zwar, dass die PTA eine Vertretungsbefugnis in Filial-Apotheken erhalten soll, wenn eine approbierte Kraft telepharmazeutisch hinzugezogen wird bei etwaigen Fragen. Unabhängig davon, ob die Idee gut oder schlecht ist, frage ich mich: Soll es dann zwei Arten von Apotheken geben, solche mit persönlichen approbierten Ansprechpartnern, die garantiert vor Ort sind und solche ohne? Verdienen nicht alle Bundesbürger eine qualitativ gleich hohe pharmazeutische Beratung? Andererseits finde ich die Vertretungsbefugnis für PTA ohne zusätzliches Geld unfair. Warum sollten sie denn noch mehr Verantwortung übernehmen für das ohnehin niedrige Gehalt? Ich bin gespannt, wie hierzu die Antworten im kommenden Jahr aussehen werden.

Homeoffice-Möglichkeit für Apotheker:innen?

Steckt hinter „telepharmazeutisch zur Verfügung stehen“ eine Tätigkeit im Homeoffice? Oder wie ist es zu verstehen? An sich eine feine Sache, finde ich. Mit zunehmender Digitalisierung können schon heute einige Aufgaben im Homeoffice erledigt werden (z. B. Personalplanung, Social Media, Qualitätsmanagement, Marketing). Oft erfährt man von diesen Möglichkeiten erst – wenn überhaupt – wenn man im Betrieb angestellt ist. Nicht jeder Arbeitgeber ist übrigens auch ein Fan davon. Aber wie stellt sich das Herr Lauterbach vor? Ist das überhaupt erlaubt, also ich meine pharmazeutische Beratung von zuhause aus? Ich kenne mich nicht aus und erfahrungsgemäß gibt es in Deutschland ja immer irgendwas mit dem Datenschutz …

Was sagen die approbierten Kolleginnen und Kollegen eigentlich zu den Plänen vom Bundesgesundheitsministerium? Also als ich letztlich eine Apothekerin-Freundin fragte, was sie so von dem Ganzen hält, war die Antwort sehr ernüchternd: „Warum soll man noch Pharmazie studieren und in die öffentliche Apotheke gehen? So ein anspruchsvolles und zeitintensives Studium. Dieser Nichtsnutz von Lauterbach kommt jeden Tag mit einer neuen absurden Idee um von den eigentlichen Problemen abzulenken.“ Kurz: Sie hält nicht viel von der geplanten Vertretungsbefugnis. Aus ihrer Sicht sollten andere Probleme gelöst werden, die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zum Beispiel. Außerdem schrieb sie mir: „Es gibt Nachwuchsprobleme bei den PTA. Die PTA-Schulen sollten kostenlos werden bzw. ein Duales Ausbildungssystem eingeführt werden mit Bezahlung.“ Das wäre ein guter Anfang, um auch künftig das Berufsbild zu erhalten.

Nächster Schritt: Kostengünstige Notdienstvertretung durch PTA?

„Ich habe mit keiner PTA gesprochen, die freiwillig einen Notdienst übernehmen würde“, sagte mir meine Freundin noch. Also ich ehrlich gesagt auch nicht. Erstens passt die Vergütung nicht zur Verantwortung. Aber wichtiger noch: Ich finde für den Notdienst braucht es ein abgeschlossenes Pharmaziestudium, um ihn alleine zu stemmen. Klar helfen PTA schon heute mal hier und da bei Notdiensten mit. Manchmal müssen aber nachts um drei Uhr Lösungen für knifflige pharmazeutische Fragen gefunden werden, das Wissen aus einer Ausbildung ist definitiv dafür nicht ausreichend. Vier Jahre Studium plus ein praktisches Jahr und drei Staatsexamen können eben nicht ersetzt werden. Es muss ja einen Unterschied geben zwischen studiertem und nichtstudiertem pharmazeutischem Personal.

Keiner würde auf die Idee kommen, eine Klinik ohne ärztliches Personal zuzulassen. Warum sollte die Anwesenheitspflicht für approbiertes pharmazeutisches Personal in manchen Apotheken auf einmal abgeschafft werden? Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Was hältst du von Lauterbachs Plänen – top oder flopp? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!