Bluthochdruck entgegenwirken: Die Anti-Hypertonie-Ernährung

Der Verlauf von Erkrankungen wie Arteriosklerose und Hypertonie lässt sich durch die richtige Ernährung positiv beeinflussen. Unsere Autorin Dr. Annette Diekmann-Müller erklärt in dieser Reihe, wie es geht.

Risikoerkrankung Bluthochdruck

Hypertonie und Arteriosklerose – das sind fast siamesische Zwillinge, die nicht ohneeinander auskommen. Durch die Plaques in den Gefäßen steigt der Blutdruck und durch den erhöhten Blutdruck verschärft sich die Situation in den Gefäßen – es resultiert eine Abwärtsspirale, die nicht selten mit einem akuten Notfall im Krankenhaus endet (jährlich 280.00 Herzinfarkte und 270.000 Schlaganfälle in Deutschland) oder zumindest zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führt.

Allerdings ist es der Bluthochdruck, der die Kaskade in Gang setzt: Denn erst durch den erhöhten Druck auf die Gefäße erleiden diese jene Mini-Verletzungen, die dann in einem Reparaturprozess zu ersten Plaques führen. Es lohnt also, sich damit zu beschäftigen, ob und wie man durch eine gesunde Ernährung den Blutdruck senken kann.

Wenn wir als Pharmazeutische Dienstleistung künftig häufiger den Blutdruck unserer Kunden messen, ergeben sich viele Anknüpfungspunkte, um über die Anti-Hypertonie-Ernährung zu sprechen. Hier die wichtigsten Antworten auf mögliche Kundenfragen:

Kann eine geeignete Ernährung die Einnahme von Medikamenten ersetzen?

Tatsächlich scheint das möglich zu sein. Seit im „Journal of the American College of Cardiology“ im Dezember 2017 eine Studie veröffentlich wurde, in welcher der Effekt der sogenannten DASH Diät (siehe unten) in Kombination mit einer niedrigeren Salzzufuhr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, muss man davon ausgehen, dass es allein diätetisch möglich ist, den Blutdruck zu senken. Am meisten profitieren Patientinnen und Patienten mit einem mäßig erhöhten Blutdruck: Innerhalb von drei Wochen kann der (systolische) Blutdruck um bis zu 20 mmHg sinken, was eine Medikamenteneinnahme überflüssig machen könnte.

Welchen Einfluss hat das Speisesalz?

Immer wieder liest man, dass ein höherer Salzkonsum eher schädlich für Blutdruckpatient:innen ist, um dann in der nächsten Veröffentlichung wieder vom Gegenteil überzeugt zu werden. Ganz aktuell wurde in der Zeitschrift „Nature“ ein großer Übersichtsartikel vorgestellt, der insbesondere zwei gute Studien nennt, die einen Zusammenhang zwischen einem höheren Salzkonsum und Bluthochdruck definitiv nachweisen.

Besonders problematisch ist das versteckte Salz in nicht selbst zubereiteten Lebensmitteln: In Brot (1 g/100 g), Gebäck (1,5 g/100 g), Fertiggerichten (häufig 5 g/Portion) oder Wurst (vielfach 5 g/100 g) – und mehr als 5 g Salz pro Tag sollte man nicht zu sich nehmen. Hilfreich ist, dass der Speisesalzgehalt als Pflichtangabe im Rahmen der Lebensmittelkennzeichnung auf jedem abgepackten Lebensmittel aufgeführt werden muss.

Gibt es eine spezielle Bluthochdruck-Diät?

Die gibt es: Im Mittelpunkt der DASH-Diät („Dietary Approaches to Stop Hypertensio“) steht eine pflanzenbasierte Ernährung, wie sie von vielen Vegetariern und Veganern praktiziert wird, die häufiger gute Blutdruckwerte aufweisen. Empfohlen wird der Verzehr von Obst und Gemüse, von Vollkornprodukten (Roggen, Dinkel oder Vollkornreis), stärkehaltigen Gemüsesorten wie Kartoffeln, Karotten oder Süßkartoffeln sowie eiweißreichen Hülsenfrüchten. In kleineren Mengen können auch magerer Fisch und Geflügelfleisch sowie fettarme Milchprodukte konsumiert werden. Meiden sollten Betroffene jedoch fettes Fleisch und fette Milchprodukte, gezuckerte und gesalzene Lebensmittel. Je nach Rezeptsammlung wird teilweise sogar ein Salzkonsum von nur 2 g/Tag vorgeschlagen.

Wie ist es mit Kaffee und anderen Koffein-haltigen Getränken?

Obwohl Kaffee durch das enthaltene Koffein (80 mg/100 ml) eigentlich blutdrucksteigernd wirkt, können Aussagen über generelle Effekte auf den Blutdruck nicht gemacht werden. Es scheint ein ausgesprochen individuelles Muster zu sein, welche Effekte Kaffee bei jedem einzelnen zeigt. Üblicherweise verzeichnen Konsumenten innerhalb von zwei bis drei Wochen bei regelmäßigem Genuss eine gewisse Tolerierung der Koffein-Wirkung (bis 4 Tassen oder 400 mg Koffein sind möglich). Blutdruck messen sollte man dennoch vorsichthalber eher eine halbe Stunde nach dem Kaffeegenuss.

Andere Koffein-haltige Getränke wie schwarzer Tee (50 mg Koffein /100 ml) oder Guaranaextrakt-haltige Energydrinks (30 mg Koffein/100 ml) sind für sich genommen in den meisten Fällen unproblematisch, müssen aber in der Kombination ggf. mitberücksichtigt werden.

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*400 mg Magnesium sind enthalten in 100 g Kürbiskernen

**2 g L-Arginin sind enthalten in 100 g Linsen

***1000 I.E. Vitamin D sind enthalten in 100 g Hering

****600 mg Kalium sind enthalten in 100 g Avocado

Blutdruckfalle Lakritz

Beutel mit Lakritz hängen als „takeaway items“ vor den Kassen in fast jeder Apotheke. Und viele Kunden schwören geradezu auf das kleine Schwarze. Aber: Lakritz erhöht den Blutdruck! Das in dem eingedickten Saft der Süßholzwurzel enthaltene Glyzyrrhizin bewirkt über ein verändertes Kalium-Natrium-Gleichgewicht eine Verschiebung im Wasserhaushalt und damit eine Blutdrucksteigerung (mineralkortikoide Wirkung). Ein Konsum von mehr als 50 Gramm Lakritz (bis zu 200 mg Glyzyrrhizin – häufig nicht deklariert!) pro Tag sollte vermieden werden. Ist mehr als 400 mg/100 g Glyzyrrhizin in den Lakritz-Produkten enthalten, muss auf den Packungen sogar ein expliziter Warnhinweis vorhanden sein: „Enthält Süßholz — bei hohem Blutdruck sollte ein übermäßiger Verzehr dieses Erzeugnisses vermieden werden“.