Wochenrückblick: Grippe steigt ab, für Aorta geht‘s aufwärts

Der Grippewelle geht die Luft aus, Ärzte heben ein neues Organ aus der Taufe, die AMK meldet mehr Meldungen und der dm-Chef schielt auf den Verkauf von Rx-Medikamenten. Letzteres provoziert euren Widerspruch…

Grippefälle gehen zurück

Seit dem 1. März herrscht meteorologisch der Frühling, entsprechend lassen auch die Wellen von Atemwegsinfektionen in Deutschland langsam nach. Nach einem Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochabend geht mit dem Winterende auch die Anzahl der Grippe-Fälle zurück, ebenso zeichnet sich bei den RSV-Fällen (Respiratorisches Synzytial-Virus) sich ein Rückgang ab, insbesondere bei Kleinkindern. Dennoch betrifft die Grippe laut RKI derzeit alle Altersgruppen und führt weiterhin zu vermehrten Arztbesuchen und Krankenhauseinweisungen.

Insgesamt gehen die Fachleute für die vergangene Woche von 5,3 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung aus, unabhängig von einem Arztbesuch. Die Kurve zeigt im Vergleich zu den Vorwochen einen leichten Abwärtstrend. Seit Oktober wurden offiziell knapp 177.000 im Labor bestätigte Fälle im Verlauf der Grippewelle gemeldet. Davon entfallen rund 18.000 auf die vergangene Woche, und die Tendenz ist rückläufig. Bei Sars-CoV-2 wurden vergangene Woche noch rund 2.300 Nachweise verzeichnet, insgesamt seit Oktober sind es rund 324.000.

AMIRA fragt: Hatte es euch in dieser Saison eigentlich auch erwischt? Und womit: Grippe, Corona oder bloß eine „Erkältung“?

Brustkrebs-Früherkennung wird ausgedehnt

Die Brustkrebs-Früherkennung wird erweitert: Frauen haben jetzt bis zum Alter von 76 Jahren die Möglichkeit, am Screening teilzunehmen. Diese Neuregelung geht aus einer überarbeiteten Verordnung des Bundesumweltministeriums hervor, die seit Mittwoch dieser Woche in Kraft ist. Damit haben etwa 2,5 Millionen Frauen zusätzlich Anspruch auf eine Teilnahme, wie der Gemeinsame Bundesausschuss bekannt gab - das höchste Entscheidungsgremium für Leistungen der Krankenkassen im Gesundheitswesen.

Bisher war es Frauen nur bis zum Alter von 69 Jahren gestattet, an den Röntgen-Untersuchungen teilzunehmen. Ab Juli können sich nun auch Frauen im Alter zwischen 70 und 75 Jahren für das Mammografie-Screening anmelden. Der Bundesausschuss hatte die Altersgrenze im vergangenen Jahr angehoben. Die nun erteilte Strahlenschutz-Zulassung ist die letzte Voraussetzung für das Inkrafttreten dieser Regelung. Frauen im Alter von 70 bis 75 Jahren können sich daher ab dem 1. Juli bei den sogenannten Zentralen Stellen für einen Untersuchungstermin in einer nahegelegenen Screening-Einheit anmelden.

In Deutschland ist Brustkrebs mit jährlich rund 70.000 Neuerkrankungen die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.

Aufstieg für die Hauptschlagader

Ehre für die Aorta, unsere Hauptschlagader: Sie wird künftig als eigenständiges Organ des Menschen anerkannt. Martin Czerny, ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitäts-Herzzentrum Freiburg betont, dass diese Anerkennung die Aorta auf eine Stufe mit Herz, Lunge oder Gehirn hebt – und ein bedeutender Schritt sei. Festgelegt wurde die Aufwertung in den Leitlinien zu aortenchirurgischen Behandlungen der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) und der US-amerikanischen Society of Thoracic Surgeons (STS). Für Ärzte und Kliniken ist diese Einstufung besonders relevant: Bisher wurden Erkrankungen der Aorta je nach Art und Lage entweder in der Herzchirurgie oder in der Gefäßchirurgie behandelt. Die neuen Leitlinien empfehlen nun klar, die Versorgung der Aorta in einem eigenen Fachgebiet zu bündeln, natürlich in enger Abstimmung mit anderen Fachbereichen. Dadurch wird die Behandlung von Aortenrissen und anderen schweren Erkrankungen verbessert. Die Aorta ist für den Transport von sauerstoffreichem Blut aus dem Herzen in den Körper verantwortlich. Als größte Arterie des Körpers erstreckt sie sich von der linken Herzkammer bis zu den Gefäßen im Beckenbereich. Zudem spielt die Aorta eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks und der Blutflussgeschwindigkeit.

Bald Organspende-Registrierung in Apotheken?

Apropos Organ – blicken wir an dieser Stelle mal voraus: Ab dem 18. März 2024 können Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ihre Erklärung zur Organ- und Gewebespende online im neuen Organspende-Register hinterlegen. Dies geschieht über die elektronische Identität (eID) ihres Personalausweises oder elektronischen Aufenthaltstitels. Vom 1. Juli bis 30. September 2024 wird das System um eine Authentifizierungsmöglichkeit mittels der Gesundheits-ID erweitert, die Versicherte bei ihrer Krankenkasse erhalten können.

Derzeit sind keine weiteren Optionen zur Erklärungsabgabe geplant, obwohl der CSU-Bundestagsabgeordnete Pilsinger vorschlägt, dass auch Apotheken und Arztpraxen eine Rolle bei der Registrierung spielen könnten. Pilsinger argumentiert, dass viele Menschen regelmäßig diese Einrichtungen besuchen und dort ihre Entscheidungen zur Organspende hinterlassen könnten. Der Politiker betont, dass die Nutzung der eID oder Gesundheits-ID zwar nicht falsch sei, aber ältere oder behinderte Personen möglicherweise Schwierigkeiten mit der digitalen Technologie haben könnten. Daher sollten Arztpraxen und Apotheken seiner Ansicht nach gesondert für ihre Unterstützung honoriert werden.

AMIRA fragt: Was haltet ihr von Pilsingers Vorschlag?

AMK vermeldet Anstieg an Meldungen

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) hat ihre Jahresstatistik für das Jahr 2023 veröffentlicht. Apothekerinnen und Apotheker meldeten demnach 8.320 unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Qualitätsmängel, im Vorjahr waren es noch 7.182. Die Anzahl meldender Apotheken stieg ebenfalls um 336. Die Meldungen stammten von 4.385 verschiedenen Apotheken. Der Vorsitzende der AMK, Prof. Dr. Martin Schulz, lobte die Apothekenteams für ihren Beitrag zur Arzneimittelsicherheit und ermutigte Patienten, Probleme mit Arzneimitteln in ihrer Apotheke anzusprechen.

AMIRA fragt: Jetzt wüssten wir nur noch gern, warum sich die Meldezahl so satt erhöht hat. Hat jemand eine Vermutung? Her damit!

Apotheke im Kino

Die ABDA hat am Dienstag im Rahmen eines Kino-Events in Berlin ihre neue Nachwuchskampagne vorgestellt. Die Veranstaltung zog etwa 200 Gäste, darunter Schüler, Studierende und Multiplikatoren aus dem Apothekenmarkt, an. Die Kampagne „How to sell drugs offline (fast)“ beinhaltet die Mockumentary „Die Apotheke“, deren alle zehn Folgen erstmals im Kino gezeigt wurden. Die Serie ist Teil der Initiative zur Nachwuchsgewinnung. Online sind bisher vier Folgen verfügbar, neue Folgen werden donnerstags veröffentlicht. Das Programm im Kino umfasste auch eine Talkrunde zum Thema „How to find Nachwuchs“. Die ABDA präsentierte außerdem weitere Elemente der Kampagne, darunter eine virtuelle Apotheke und Berufevideos auf ihrer Karriereseite.

Rx-Medikamente bei dm?

Und dann versetzte noch ein Interview die Apotheken-Gemeinde in Angst und Schrecken. Gegeben hat es Christoph Werner, Sohn von Götz Werner, und nach dem Tod des Vaters Chef der Drogeriemarktkette dm. Im Gespräch mit dem Berliner „Tagesspiegel“ vom vergangenen Montag spielte Werner, inspiriert von den Drugstores in den USA mit dem Gedanken, Rx-Medikamente künftig auch in seinen Märkten verkaufen zu wollen. Pharmazeutische Beratung werde überschätzt, so lässt sich sein Plädoyer zusammenfassen, denn: „Wofür es heute noch den ausgebildeten Apotheker vor Ort braucht, kann in Zukunft im Hintergrund automatisiert geprüft und dann personalisiert direkt übergeben werden.“ E-Patientenakte und E-Rezept wiesen bereits den Weg in diese Richtung, so Werner. Wohl wissend, dass dazu einige Gesetzesänderungen nötig wären, wedelte der dm-Chef sogleich mit der Kostenkeule: „Für den Gesetzgeber ist ja entscheidend, wie Gesundheit für alle bezahlbar bleibt. Und nicht die Frage nach Apothekern oder Drogeriemärkten.“ Bei euch stößt Werners Plan – wer hätte anderes erwartet – auf Widerstand. In unserer Umfrage, ob es sich dabei um eine gute Idee zur Entlastung der Apotheken handele oder Rx-Mediakamente nicht doch in die Hände von Fachleuten gehören, kommt die erste Antwortalternative auf keinen grünen Zweig. Fast alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprechen sich gegen die „Werners Visionen“ aus. Du kannst an der Umfrage immer noch teilnehmen.