Der Traum vom Homeoffice

Homeoffice-Möglichkeiten wecken bei PTA & Co. erfahrungsgemäß großes Interesse. Unsere Apothekenspitzel:in würde sehr gerne auch mal von zuhause aus tätig sein. War da nicht was mit Telepharmazie?

Ständig höre ich im Familien- und Freundeskreis wie großartig doch das Familienleben mit Homeoffice vereinbar sei. Kita streikt? Kein Problem. Das Kind ist krank? Kein Problem. Sicherlich ist es auch eine Herausforderung, aber letztendlich nicht so ein großes Problem wie bei uns, wenn man eben vor Ort sein muss. Nicht jeden Job kann man eben im Homeoffice oder von unterwegs aus erledigen. Heimarbeit bei Apothekentätigkeit? Bisher unvorstellbar. Doch in den letzten Wochen rückt der Begriff „Telepharmazie“ immer weiter in den Mittelpunkt.

Telepharmazie wurde vor allem während der Corona-Pandemie genutzt, so konnten Menschen ohne direkten Kontakt, dennoch persönlich und empathisch beraten werden. Es gibt eigens dafür entwickelte Anwendungen bzw. App, sehr bekannt ist z. B. das apothekereigene Unternehmen Apomondo GmbH. Darüber kann man sich auch zum Apotheker bzw. zur Apothekerin für angewandte Telepharmazie (IHK) und Tele-PTA (IHK) weiterbilden lassen.

Was bedeutet überhaupt „Telepharmazie“?

Diese Woche fand ein Symposium der Bundesapothekerkammer (BAK) genau zu diesem Thema statt. Was genau Telepharmazie ist und was nicht – das ist noch nicht so ganz klar. Denn scheinbar definieren einzelne Parteien Telepharmazie unterschiedlich. Eine weitgehend neutrale Erklärung findet sich in Wikipedia wieder. „Unter Telepharmazie versteht man die Beratung von Patienten und Kunden mittels Videoverbindung aus der öffentlichen Apotheke“, heißt es dort. Im Entwurf des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) liest man: „Telepharmazie ist die pharmazeutische Beratung insbesondere von Kunden oder Patienten durch entsprechend befugtes Personal der Apotheke mittels einer synchronen Echtzeit-Videoverbindung“. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versteht darunter Light-Apotheken bzw. Filialen ohne Approbierte. Die erfahrene PTA kann sich, so der Plan, bei Nachfragen per Video an einer/m Approbierten wenden.

Letzterem widersprach Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, auf dem BAK-Symposium. Er wies darauf hin, dass die Kommunikation innerhalb eines Apothekenteams zwischen PTA und Apotheker keine Telepharmazie sei und eine solche Kommunikation zwischen Haupt- und Filialapotheke bereits bestehe. Der BAK-Präsident stellte zudem den persönlichen Kontakt zwischen Apotheker und Patientinnen und Patienten in den Vordergrund – telepharmazeutischen Callcentern erteilte er eine Absage. Konkrete telepharmazeutische Versorgungskonzepte gibt es noch nicht. Fest steht aber, dass für die Apothekerschaft Telepharmazie keine Light-Filiale bedeutet.

Dürfen wir bald von zuhause aus arbeiten?

Von einer Apothekerin weiß ich, dass sie explizit einen Minijob in Telepharmazie sucht. Mit Kindern könne sie nicht mehr in der Apotheke arbeiten. Die Apotheke als Arbeitsplatz ist eben nicht per se familienfreundlich, wie das gerne postuliert wird. Die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sind – wie wir alle wissen – nicht unbedingt apothekenfreundlich. Aber wenn es bald möglich ist, im Homeoffice zu arbeiten, ist das doch vielleicht das einzig Positive unter Lauterbach, oder?

Aus den ganzen Gesetzestexten und Medienberichten konnte ich zudem nicht hundertprozentig rauslesen, ob diese telepharmazeutische Beratung bzw. Homeoffice-Möglichkeit explizit nur für Apotheker:innen gilt oder nicht. Mein Gefühl sagt ja, denn sie sollen ja der PTA bei Rückfragen über die Ferne helfen.  

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es künftig gang und gäbe wird, telepharmazeutische Beratungen in Anspruch zu nehmen und dass PTA hier auch ihre Arbeit von zu Hause aus verrichten können zumindest teilweise. Vor allem für Mütter dürfte es Gold wert sein.

Man hat beim Homeoffice nicht nur die Möglichkeit, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und Pendelzeiten einzusparen. Eltern können auch oft besser auf unvorhergesehene Ereignisse (z. B. Krankheit oder Unfall des Kinders) reagieren.

Natürlich gibt es auch einige Nachteile, wie die Schwierigkeit, Arbeit- und Privatleben zu trennen. Zudem kann es für Eltern im Homeoffice herausfordernd sein, sich ausreichend zu disziplinieren und produktiv zu arbeiten. Das ist aber auch eine Typ-Sache. Manche Menschen können es gut und manche eher nicht. Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn Homeoffice auch für PTA möglich wäre. Natürlich lassen sich Rezepturen nicht zu Hause anfertigen und Ausgangsstoffe nicht prüfen, aber im Zuge der Digitalisierung wird es sicherlich bestimmte Bereiche und mehr Möglichkeiten geben, wo wir uns mit unserem Expertenwissen auch im Homeoffice gut einbringen können.

Wie stehst du zu dem Thema Homeoffice? Würdest du gerne auch von zuhause aus arbeiten? Oder ist das nichts für dich? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!