Deine News der Woche

Unzufriedenheit mit dem Gesundheitssystem, neuer Vorschlag zur Reform der Organspende und Proteste gegen Lauterbach - hier kannst du diese und weitere Themen nachlesen. Damit weißt du genau Bescheid, was sich im Laufe der Woche in der Welt der Pharmazie zugetragen hat!

Deutsche unzufrieden mit Gesundheitssystem

Eine Umfrage im Auftrag des Pharmaherstellers Stada zeigt, dass die Menschen in Deutschland immer unzufriedener mit ihrem Gesundheitssystem sind. Über zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten beklagen Probleme bei der Terminvergabe, und eine Mehrheit von 59 Prozent äußert generelles Misstrauen gegenüber den politischen Entscheidungsträgern, wie eine repräsentative Umfrage des Instituts Human8 für Stada zeigt.

Nur 64 Prozent der Deutschen sind generell mit der medizinischen Versorgung zufrieden – ein Rückgang um 16 Prozentpunkte im Vergleich zur Umfrage von 2020. In den Nachbarländern Schweiz (81 Prozent) und Österreich (72 Prozent) ist die Zufriedenheit höher. Dennoch liegt Deutschland mit 64 Prozent Zufriedenheit über dem europäischen Durchschnitt von 56 Prozent in 23 Ländern.

Die Bundesbürger sehen Verbesserungsbedarf bei einer verstärkten Produktion von Medikamenten im Inland statt durch Importe (64 Prozent Zustimmung) und bei der besseren Bezahlung des Personals im Gesundheitsbereich (46 Prozent). Wie im europäischen Durchschnitt vertrauen 69 Prozent der Befragten der Schulmedizin, zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Neuer Vorschlag zur Reform der Organspende

In Deutschland soll ein neuer Anlauf zur Reform der Organspenderegeln im Bundestag die Zahl der Spenderorgane erhöhen. Am Montag stellte eine fraktionsübergreifende Gruppe von Abgeordneten eine Initiative vor, die die Einführung der Widerspruchsregelung gesetzlich verankern möchte. Demnach sollen künftig alle Bürger als Organspender gelten, sofern sie nicht ausdrücklich widersprechen. Bisher ist eine Organentnahme nur mit ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. Ein ähnlicher Vorstoß scheiterte 2020 im Bundestag.

Laut dpa erklärte die SPD-Abgeordnete Sabine Dittmar: „Wir sind mit den aktuellen Zahlen schlichtweg unzufrieden.“ Seit Jahren stagnieren die Organspenden auf einem sehr niedrigen Niveau. „Täglich sterben drei Menschen auf der Warteliste.“ In Zukunft soll jeder volljährige und einwilligungsfähige Bürger als Spender in Frage kommen, es sei denn, er hat widersprochen. Die Angehörigen sollen lediglich als Übermittler fungieren, ohne die Last, den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen interpretieren zu müssen, erklärte der Grünen-Abgeordnete Armin Grau.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unterstützte den Antrag und unterzeichnete ihn als Abgeordneter. „Wir müssen ehrlich sein: Ohne dass sich jeder mit diesem Thema auseinandersetzt, werden die Organspendezahlen nicht signifikant steigen.“ Wer das „Sterben auf der Warteliste“ beenden wolle, sollte die Initiative unterstützen.

Die Gruppe strebt eine Entscheidung im Bundestag noch in dieser Wahlperiode an, idealerweise bis zum Frühjahr 2025, wie die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann erläuterte. Es wird erwartet, dass es auch alternative Anträge geben wird. Vorgesehen sind eine offene Debatte im Bundestag und Expertenanhörungen.

Proteste gegen Lauterbachs Apothekenreform in Hessen

Hessens Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU) lehnt die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu flexibleren Vorgaben für Apotheken ab. „Die inhabergeführte Apotheke darf nicht zerschlagen werden“, sagte sie am Montag bei einem Besuch in einer Wiesbadener Apotheke. „Apothekerinnen und Apotheker garantieren eine niederschwellige und hochwertige Beratung in Stadt und Land.“ Die Landesregierung setze sich dafür ein, diese Strukturen zu erhalten. „Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Apotheken sind und welche zentrale Rolle sie spielen“, betonte Stolz. „Das sollte nicht verändert werden.“

Lauterbachs Entwurf sieht vor, die Anforderungen an Zweigstellen, Öffnungszeiten und die Anwesenheit von Apothekern zu lockern, was das Versorgungsnetz besonders in ländlichen Gebieten sichern soll. Dabei helfen sollen digitale Lösungen wie „Telepharmazie“ über Videoverbindungen. Apotheken könnten so geöffnet bleiben, auch wenn der Apotheker nicht vor Ort ist, sondern in einer anderen Filiale berät. Mindestens acht Stunden pro Woche muss die Apothekenleitung jedoch persönlich anwesend sein. Ansonsten können auch erfahrene pharmazeutisch-technische Assistenten übernehmen.

Holger Seyfarth, Vorsitzender des hessischen Apothekerverbandes, bezeichnete den Entwurf als Generalangriff auf den Berufsstand. Laut ihm scheint der Minister die Apotheker als letzte Kontrollinstanz zwischen ärztlicher Verschreibung und Patient abschaffen zu wollen.

Als Protest gegen Lauterbachs Pläne wollten die Apotheken in Hessen diese Woche am Donnerstag und Freitag (27. und 28. Juni) schließen, zudem gab es am Donnerstag eine Kundgebung in Frankfurt.

BVDAK kritisiert Apotheken-Reformgesetz

Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) hat in der zurückliegenden Woche ebenfalls eine Stellungnahme zum Referentenentwurf des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) eingereicht. Dr. Stefan Hartmann, 1. Vorsitzender des BVDAK, betonte, dass die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums sorgfältig geprüft wurden.

Der BVDAK lehnt die Öffnung von Apotheken ohne anwesende Apotheker strikt ab, auch wenn erfahrene PTA vor Ort sind und Apotheker per Telepharmazie zugeschaltet werden können. Das persönliche Beratungsgespräch sei essenziell, weil erst im Gespräch ermittelt werden könne, wie hoch der Beratungsbedarf der Kunden sei. Auch der Gründung von Zweigapotheken widerspricht der Verband, da dies das Versorgungsniveau senken würde. Der Bedarf für Zweigapotheken sei mit der Zulässigkeit von Botendiensten, wie sie mit der Entscheidung des BVerwG vom 23.04.2020 für rechtmäßig erklärt wurden, nicht gegeben. Außerdem fordert der Verband eine nachhaltige Honorarreform mit einem Sockelbetrag von € 15.000 p.a. für jede Apotheke, um eine Gleichbehandlung in der Arzneimittelversorgung sicherzustellen und besonders kleinere, ländliche Apotheken zu unterstützen.

Positiv hob der BVDAK die geplanten Maßnahmen zum Bürokratieabbau und zur Erleichterung der Apothekenführung hervor. Diese seien konstruktiv.

CDU fordert Maßnahmen zum Schutz der Apotheken in Hamburg

Dem Gesetzentwurf von Lauterbach, vor allem aber dem Apothekensterben auch in der Stadt widmete sich in dieser Woche die CDU in Hamburg. „Allein im vergangenen Jahr haben fast 500 Inhaber und in diesem Jahr bereits mehr als 150 Inhaber ihre Standorte aufgegeben“, heißt es in einem Antrag, über den die Bürgerschaft der Hansestadt am Mittwoch beriet. Schon jetzt liege Hamburg mit einer Apothekendichte von 18,5 pro 100.000 Einwohner deutlich unter dem Bundesschnitt von 21. Zu einer stabilen Gesundheitsversorgung gehörten gut erreichbare Apotheken, damit Kunden mit den benötigten Arzneimitteln zügig und verlässlich versorgt werden können, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering.

Der Antrag forderte den rot-grünen Senat auf, sich „auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass das Honorar der Apotheken insoweit angepasst wird, dass es auf die gestiegenen Kosten abgestimmt und dynamisiert wird“. Die CDU warnt in ihrem Antrag zudem vor den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), im Zuge der Reform des Apotheken-Gesetzes mit Honoraranreizen vor allem die Apotheken im ländlichen Raum zu stärken. Dies dürfe nicht zulasten der Versorgung in Ballungsräumen führen, wo die Mieten in der Regel höher seien als im ländlichen Raum.