Alles unter keinen Hut bringen

Haushalt, Familie, Arbeit: Vor allem bei Müttern führt die Organisation von verschiedenen Themenbereichen zu einem hohen Stresslevel. Auch unsere Apothekenspitzel:in ist erschöpft, ständig an etwas denken zu müssen. Doch sie weiß Rat.

Im Vergleich zu früher übernehmen Männer zwar mehr Care-Arbeit, dennoch ist es statistisch bewiesen, dass der große Teil der unbezahlten Fürsorgearbeit bei uns Frauen hängen bleibt. Und das hat Folgen für Körper, Seele, Karriere – und bei langfristiger Teilzeitarbeit auch für unsere Renten.

Die mentale Belastung, auch bekannt als „Mental Load“, bezieht sich auf die unsichtbare Last, die viele Mütter tragen, wenn es um die Organisation und Planung des Familienlebens geht. Diese Last umfasst die ständigen Gedanken und Sorgen darüber, was erledigt werden muss, wer was wann tun muss, und wie man sicherstellt, dass alles reibungslos läuft. Man versucht ständig alles unter einen Hut zu bringen, was den Adrenalin- und Cortisol-Spiegel in die Höhe treibt. Oft führt dies dazu, dass sie sich ständig gestresst, überfordert und erschöpft fühlt.

Aktuelles Beispiel aus meinem Alltag

Da der Reisepass des Kindes sehr bald abläuft, mussten wir schnellstmöglich einen Antrag für ein neues Dokument beim Bürgerbüro stellen. Um einen der ersten Termine zu ergattern, musste ich meinen Wecker stellen und früh auf den Beinen sein. Geschafft, ich war um 6.48 Uhr online und habe einen Termin für 8.00 Uhr bekommen. Wir gingen am selben Tag hin.

Da die Ankunftszeit bei der Betreuung ungewiss war, habe ich noch ein kleines Frühstück für mein Kind eingepackt (es denkt ja sonst keiner dran ...) – bis dahin soll es ja nicht verhungern. Im Anschluss musste ich noch zum Arzt und danach selbstverständlich in die Apotheke, ich war sehr getaktet. Halt, wir mussten doch noch einkaufen? Diese Aufgabe habe ich an meinen Mann delegiert.

Doch was nach einem einfachen Bürgerbüro-Termin aussah („Was ist denn schon dabei?“), hatte in Wahrheit noch eine stressige Vorgeschichte. Denn für den neuen Pass brauchten wir ein neues Passbild von meinem, recht aktiven, Kind. Mithilfe einer App habe ich versucht, eine perfekte Aufnahme zu machen. Ich habe geschwitzt und war unter Stress. Ich wollte endlich dieses Foto haben und diesen „Teilschritt“ des Projekts „Reisepass“ erledigen. Nach dem gefühlt 100. Versuch hat es dann funktioniert. Aber damit ist es ja nicht getan. Das Foto muss noch ausgedruckt werden. Zum Glück ging es unkompliziert in einer Drogerie.

Ich bin dann immer froh, dass ich meine To-do-Liste einigermaßen abarbeite – und zack, es trudeln neue Nachrichten und Anfragen ein – ob von der Arbeit oder von der Familie: „Hallo zusammen, im QMS gibt es Änderungen, bitte die Änderungen lesen und abhaken“, schreibt eine Kollegin in unsere Apotheken-WhatsApp-Gruppe. Oh, eine neue Aufgabe, an die ich denken muss. Oder meine Mutter und Schwiegermutter haben dann Wünsche wie „Kannst du mal bitte schauen, wo man XY günstig kaufen kann und das dann bestellen“. Mein Kopf ist ohnehin schon voll und dann kommen von rechts und links noch neue To-do’s herein, die man erledigen soll.

Mehr an sich denken

Stopp! Nicht alles müssen wir uns als Aufgabe notieren. Um die eigene Gesundheit zu schonen, muss man auch Sachen abgeben und auch mal NEIN sagen. Wenn ich nicht an mich denke, macht es keiner. Das habe ich nun gelernt und versuche das umzusetzen. Es gelingt mir zwar nicht immer, aber ich werde immer besser. Manchmal hilft zwar ein guter, starker Kaffee, aber eben nicht immer. Das Heißgetränk kann zwar die Leistungsfähigkeit fördern, aber was wir Mütter brauchen, ist eben auch Ruhe und Entspannung. Wir können nicht immer nur funktionieren. 

Mein Versuch, immer alles unter einen Hut zu bringen. Richtig - es passt nicht! Vielleicht brauche ich eibfach mehr Hüte... (Foto: iStock/ShaneKato)

Die ständige Überarbeitung und das hohe Stresslevel können auf Dauer zu Depressionen, Burnout, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Magen-Darm-Beschwerden führen. Was also tun, um aus dem Hamsterrad zu entkommen

Tipps zum „Runterkommen“

Grundlegend wichtig ist es, denke ich, nicht zu perfektionistisch zu sein. Wir Frauen müssen lernen, mehr Aufgaben zu delegieren – und zwar an die Männer. 😉Die anfallenden Aufgaben sollten fair aufgeteilt werden. Zudem kann mehr Achtsamkeit im Alltag Wunder bewirken.

So kannst du deine mentale Belastung reduzieren:

  • Nutze einen für dich geeigneten Kalender für die Planung deiner Erledigungen
  • Verplane maximal 60 Prozent deines Tages, berücksichtige Fahr- und Pausenzeiten
  • Delegiere Aufgaben
  • Me-Time im Alltag: Schon kleine Dinge (z.B. Cappuccino in Ruhe trinken, im Wald laufen) sorgen für Glücksmomente
  • Vermeide Multitasking
  • Richte Thementage ein. Beispiel: montags gibt es Nudeln, dienstags Suppe, mittwochs wird die Papier- bzw. Büroarbeit erledigt, donnerstags nimmst du Außentermine wahr, etc.

 

Vergiss nicht:
Wenn wir uns nicht drum kümmern, dass die Energiereserven aufgeladen werden, dann tut es keiner!

Übrigens: Auch andere haben mitbekommen, dass wir ganz schön beansprucht werden. Nämlich die Macher unserer schönen AMIRA-Welt und der Arzneimittelhersteller Engelhard. Im kommenden September stellen sie für alle PTA an vier ausgewählten Orten in Deutschland die „Selfcare-Saturdays“ auf die Beine. Da geht es dann nur um uns – ich bin schon ganz gespannt! Du auch? Hier kannst du dich anmelden.