Hautpflege reloaded

Der Verkauf von Kosmetikartikeln ist ein stabiles Standbein für den Umsatz von Apotheken, schließlich signalisieren die dort feilgebotenen Produkte nicht nur „Schönheit“, sondern auch „Gesundheit“. Was gibt´s Neues in diesem Segment?

Innerhalb des Marktes für Kosmetik- und Körperpflegeprodukte mit einem jährlichen Gesamtvolumen von 15 Mrd. Euro liegt der Anteil der in Apotheken verkauften Präparate bei etwa zehn Prozent. Der Anspruch der Kunden an diese Produkte ist durchaus hoch. Die Bedeutung, die Apotheken den Haut-, Körperpflege oder kosmetischen Produkten zugestehen, ist dagegen ausgesprochen uneinheitlich.

Vielleicht deshalb: Legt man den Fokus auf dieses Segment, dann unterwirft man sich zwangsläufig den Regeln, die für die Branche gelten: Kosmetik- und Körperpflegeprodukte sind sogenannte Fast Moving Consumer Goods (FMCG) – schnelldrehende bzw. schnelllebige Konsumgüter. Kaum zeichnet sich ein Trend ab, wird er von einem anderen abgelöst. Die Firmen sind gezwungen, ständig Neues anzubieten.

Innovation durch die Einführung neuer Inhaltsstoffe

Nach Ectoin nun Glycoin® (INCI: Glyceryl Glucoside). Es handelt sich um ein Glucose-Derivat, welches ursprünglich aus Spirulina-Blaualgen oder aus Myrothamnus Pflanzen (Wiederauferstehungspflanzen) isoliert wurde. Glycoin® erscheint prädestiniert, alternder Haut neues Leben einzuhauchen: Es spendet Feuchtigkeit, stimuliert hauteigene Anti-Oxidanten sowie Wachstumsfaktoren und die Produktion von ATP und Pro-Kollagen, erhöht zudem Hautdicke, Elastizität und Spannkraft gealterter Haut, reduziert Sonnenbrand und Hautrötungen und fördert die Wundheilung. Glycoin® steht sicher noch am Anfang seiner „Karriere“ – enthalten ist es zum Beispiel in EUBOS ANTI-AGE Multi Active Mousse®.

Ein neuer Ansatz, den beispielsweise NUXE mit der Bio-Serie verfolgt, ist das Einarbeiten von Superfoods in Hautpflegeprodukte. Mit Chia-Samen, Reisöl, Meeresalgen, Zitrusfrüchten und Haselnussöl angereicherte Präparate setzen auf den Gedanken, dass man nur etwas auf die Haut geben soll, das man auch essen kann.

Innovation durch eine komplexere Betrachtung der Haut

Nach Erkenntnissen über die Bedeutung des Mikrobioms des Darms oder der Mundhöhle, rückt jetzt auch das Mikrobiom der Haut (dem größten menschlichen Organ) in den Fokus. Unsere Haut ist je nach Alter, Lebensweise und Hautareal ganz individuell von etwa 500 Bakterienarten besiedelt, die vor allem eine filternde Barriere gegenüber schädlichen Einflüssen wie UV-Licht, (pathogenen) Bakterien, Austrocknung oder Luftverschmutzung darstellen.

Bei einer Hauterkrankung wie der Atopischen Dermatitis ist die Beteiligung eines gestörten Hautmikrobioms gesichert, und für diese Indikation gibt es (u.a.) mit Aktivaderm® ND eine Hautkur, die aus neun Bakterienstämmen besteht (vor allem Lactobacillen), mit Innoval ATOP® ein diätetische Nahrungsergänzungsmittel (zwei Lactobacillen Stämme), eine Pflegeserie wie Ibiotics® (ebenfalls Lactobacillen enthaltend) oder ein Produkt wie Lipikar Baume AP+M® von La Roche Posay, welches das Haut-Mikrobiom wieder in ein gesundes Gleichgewicht bringen soll.

Innovation durch Personalisierung der Hautpflege

Vor der individuellen Zusammenstellung einer Pflegeserie wird eine Hautanalyse entweder direkt in manchen Apotheken (es gibt mittlerweile sehr empfindliche Geräte wie LUMINI Pro KI Beauty & Skin®) oder mittels Smartphone-Fotos und online-Übermittlung eines Fragebogens erstellt. Dieses Angebot bieten Firmen wie La Roche Posay, Avène oder Vichy. Startup-Firmen wie Ave & You oder Formel Skin (beide nur Direktbezug) gehen sogar so weit, personalisierte Produkte herzustellen. So weit ist man bei der Apothekenkosmetik (noch?) nicht.

Die ultimative Personalisierung bietet eine angepasste Hautpflege nach DNA-Analyse: In Apotheken sicher noch Zukunftsmusik, in wenigen deutschen Hautarztpraxen möglich oder als Selbsttest von Cerascreen®. Dieser Hautgesundheits-Test analysiert fünf Gene auf das individuelle Risiko für oxidativen Stress, Kollagenabbau und eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit. In Großbritannien gibt es mit „DnaNudge“ ein Unternehmen mit Ladenlokalen, in denen man sich testen lassen kann und dann Empfehlungen für Ernährung oder Hautpflege per App oder Armband bekommt. Beim Einkauf von Hautpflege-Produkten kann man den Barcode scannen und erfährt, ob das Produkt zur individuellen DNA und Hautzustand passt. In den USA wären 60 Prozent der Frauen von 25 bis 44 Jahren bereit, ihre persönlichen biometrischen Daten mit Kosmetikmarken zu teilen.

Man wird sehen …

Extrahiert

  • Auch was Hautpflege-Produkte angeht: Stehenbleiben ist Rückschritt. Wer Up to date sein will, muss Markteinführungen analysieren, um Innovationen benennen zu können. Der Kontakt zum Außendienst der Kosmetikfirmen ist unerlässlich, genauso wie Fortbildungs-Veranstaltungen und der Blick über den pharmazeutischen Tellerrand.
  • Neue Inhaltsstoffe mit Potential sind Glycoin®, Superfoods oder Mikroorganismen.
  • Der Trend geht in Richtung personalisierte Hautpflege.