Ostern, mehr denn je ein Fest des Suchens

Ostern ist da, und es werden längst nicht nur Eier gesucht, sondern auch ein paar andere Sachen, meint unsere Apothekenspitzel:in. Was sie damit meint? Lesen!

Als Apothekenspitzel:in bin ich ja gleichsam darauf spezialisiert, auf die Suche nach interessanten und kuriosen, aber gern auch mal ärgerlichen Dingen zu machen. So viel Suchaufgaben wie in den paar Tagen rund um Ostern gab´s für meinen Geschmack aber noch selten. Ich leg mal los und erkläre, wie ich das meine …

Da wären – erstens – die Eier. Buntgefärbt und schön bemalt warten sie in Hecke, Gebüsch und hinter dem Blumentopf darauf, von lieben Kinderlein gefunden und vielleicht auch gegessen zu werden. Dieser Brauch soll tatsächlich schon uralt sein, leider ist nicht einmal geklärt, wo sein Ursprung liegt. Begeben wir uns mal kurz auf die Suche nach den Gründen für die Eiersuche. Eine Erklärung lautet: Die Germanen waren es! Um deren Frühlingsgöttin Ostara zu ehren, verschenkten die hiesigen Ureinwohner Eier, die schon immer als Zeichen der Fruchtbarkeit galten. Die Kirche habe diesen Brauch missbilligt und verboten. Was tat der widerspenstige Germane? Versteckte die Eier und verschenkte sie heimlich, was uns auch heute noch unheimlichen Such-Spaß beschert. Eine andere Erklärung bemüht das Mittelalter und den während dieser Zeit geläufigen „Zehnten“. Das war eine zehnprozentige Steuer, die die Bauern im Frühjahr angeblich in Form von Eiern entrichteten. Der „Zehnt“ verschwand zugunsten effektiverer Steuerformen (wie wir alle wissen), aber die Eier sollen sich bis heute als Ostertradition gehalten haben. Als Steuerpflichtige frage ich mich, warum? Wer hat Spaß daran, einen Brauch zu pflegen, der auf das Eintreiben von Abgaben zurückgeht?

Nun ja, vielleicht ist tatsächlich die folgende Erklärung stichhaltiger, sie verweist auf einen mehr oder weniger christlichen Hintergrund. Bekanntlich wurde (und wird) vor Ostern 40 Tage lang gefastet. In dieser Zeit waren bzw. sind tierische Produkte, einschließlich Eier, verboten. Kein Wunder also, dass Ostersonntage nach dem Ende der Fastenzeit besonders beliebt waren. Die Eier wurden hart gekocht, um sie haltbar zu machen, und bunt gefärbt, um sie von rohen Eiern zu unterscheiden. Warum die Eier dann auch noch versteckt und gesucht werden mussten, darüber berichtet dieser Erklärungsansatz leider nichts. Vielleicht waren Eier einfach wertvoll und das Verstecken sollte die Freude über das Finden dieses Schatzes steigern. Es ist wie mit vielen anderen Erklärungen: Die einen sagen so, die anderen so – und wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo mittendrin. Jedenfalls ist die Suche danach noch nicht abgeschlossen.

Vom kindlich-unschuldigen Vergnügen der Eiersuche nun - zweitens - zu einer anderen Ermittlung. An der erfreuen sich im Moment vor allem Erwachsene. Sie hat ebenfalls was mit Farbe zu tun, nämlich mit schwarzer (obwohl: Rein physikalisch betrachtet ist „schwarz“ ja gar keine Farbe, aber egal). Die Rede ist von den Protokollen der Sitzungen, in denen Fachleute des Robert-Koch-Instituts zu Beginn der Corona-Pandemie über Maßnahmen zur Eindämmung berieten. Dass die Protokolle überhaupt das Licht der Öffentlichkeit erblickten, verdanken wir einem Online-Magazin namens „Multipolar“, das in den Medien häufig als „umstritten“ bezeichnet wird.

Jedenfalls: Die herausgerückten Schriften sind an vielen Stellen geschwärzt, bislang sogar über längere Passagen. So lassen sich weder Argumente, Namen noch Verantwortliche identifizieren, was einer „Aufarbeitung“ der Pandemie, die inzwischen sogar von Gesundheitsminister Lauterbach und Wirtschaftsminister Habeck gefordert wird, empfindlich im Weg steht.  Die Suche nach den Lehren aus der Corona-Pandemie wird so jedenfalls ganz schön erschwert, was – so meinen Argwöhnische – auch Zweck der Übung gewesen sein könnte. Immerhin hat Lauterbach angekündigt, demnächst eine weniger schwarze Version der Protokolle herauszugeben. Warten wir ab, wie die Suche nach der Corona-Wahrheit weitergeht, weiter Herumeiern sollten die Politiker in dieser Sache bitteschön nicht.

Suchen“ ist im Grunde auch der Name für meine nächste Haltestelle zu Ostern, der dritten. Am morgigen Ostermontag ist 1. April, ein Datum, zu dem man sich gern mal einen Scherz gönnt. Ich finde, es passt wie das sprichwörtliche Ei (ein Oster-Scherz, es ist natürlich von der Faust die Rede) aufs Auge, dass ausgerechnet an diesem Tag das Cannabis-Gesetz gültig wird, nach dessen Sinn wohl nicht nur ich noch emsig auf der Suche bin. Nun, es ist im Grunde alles vorgebracht worden, was dafür und was dagegenspricht, jetzt muss die Republik abwarten, ob sie demnächst im süßlich-muffigen Qualm erstickt, weil noch viel mehr Leute kiffen als bisher, oder uns das Gesetz in eine paradiesische Zukunft ohne Drogenkriminalität und Psychoknackse führt. Wenn die Legalisierung sich tatsächlich als das Ei des Columbus erweist – fein. Wenn nicht, fände ich es nur gerecht, wenn Herr Lauterbach lange, lange Zeit suchen müsste, bis er wieder ein politisches Amt findet, das er bekleiden darf...

(Nun je, ich will nicht zuviel herumkacken auf dem armen Tropf, er hat´s ja schon schwer genug: Steht wegen seiner Krankenhausreform im Kreuzfeuer, und dann haben ihm seine grünen Koalitionsfreunde auch noch beigebracht, dass Globuli und Co. gefälligst Kassenleistung bleiben müssen, obwohl er es eigentlich anders wollte und auch schon verkündet hatte. Ob der Minister, wenn er nächtens in sein Schlummerkissen sinkt, nach Trost sucht? Ich wette, die letzten Worte, die er schlaftrunken murmelt, sind: "Viel Feind, viel Ehr´.)

Ich komme - viertens - zum letzten Such-Aspekt. Und der geht mir eigentlich am allerstärksten auf die E…, ähh, Nerven. Seit heute Morgen suche ich ebenso verzweifelt wie erfolglos nach der Stunde, die uns durch die nächtliche Zeitumstellung geklaut wurde. Ich bin die nächsten Tage, ich weiß es ganz genau, hundemüde, wenn ich in die Apotheke gehe, außerdem nervös-gereizt und völlig irritiert, dass es schon wieder so spät ist. Trotzdem gehöre ich nicht zu der verblüffend großen Zahl von 74 Prozent der Deutschen, die nach einer aktuellen Umfrage der DAK die Zeitumstellung für überflüssig halten und sie am liebsten abschaffen würden. Ich betrachte die Zeitumstellung eher wie eine Art Schnupfen. Das ist eine glücklicherweise nur temporäre Befindlichkeitsstörung, die nach einer Woche abklingt. Und hinterher habe ich – was die Sommerzeit angeht – viel zu viel Spaß an langen, hellen Tagen voller Wärme. Die sind dann nämlich echt das Gelbe vom Ei für mich.

Und wenn ich so drüber nachdenke: Bestimmt werde ich die ein oder andere Suche, ob nach Eiern, Sinn oder Erkenntnissen erfolgreich abschließen. Doch, da bin ich mir sicher.

Mit den Eiern fang´ ich an … Frohe Ostern!

AMIRA fragt: Wonach suchst du denn so? Nach Ostereiern? Mehr Freizeit und Work-Life-Balance? Einem neuen Arbeitgeber? Der Energie, die die gemopste Stunde dir entzieht? Wir sind gespannt auf deine Antworten...