Gefährliche Atemaussetzer im Schlaf – Schlafapnoe

Vermehrtes Aufwachen in der Nacht, lautes Schnarchen, das sogar den/die Partner:in weckt: solche lästigen Störungen des Schlafes sind weit verbreitet. Was aber, wenn es nachts zu Atemaussetzern kommt?

Unser Schlaf dient der Entspannung und Regeneration des Körpers, ist somit also essenziell für unsere Leistungsfähigkeit am Tag. Doch bei schätzungsweise zwei bis drei Prozent der Erwachsenen kommt es im Schlaf zu kurzen Atemaussetzern. Diese können 10 bis 120 Sekunden lang sein und sich mehrfach pro Stunde wiederholen. Die Betroffenen leiden an dem sogenannten Schlafapnoe-Syndrom (SAS). Sie selbst bemerken diese Atemaussetzer meist gar nicht, sondern Bettpartner oder Zimmergenossen – auch, weil die Patienten zwischen den Aussetzern meist ohrenbetäubend laut schnarchen. Da die Schlafqualität durch SAS massiv leidet kommt es tagsüber zu starker Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Sekundenschlaf. Auch morgendliche Kopfschmerzen, Depressionen oder Bluthochdruck können die Folge sein.

Wie entsteht eine Schlafapnoe und welche Formen gibt es?

Es werden zwei Formen unterschieden, die obstruktive Schlafapnoe (OSAS) und die seltenere zentrale Schlafapnoe (ZSAS), welche nur 10 Prozent aller SAS-Fälle ausmacht. Letztere ist eine Folge einer unzureichenden Steuerung der Atemmuskulatur durch eine Störung des Zentralen Nervensystems. Die Betroffenen atmen nicht tief genug ein und aus, obwohl die oberen Atemwege geöffnet bleiben. Das Gehirn sendet den Impuls zu atmen nicht korrekt aus, wird aber durch den dadurch entstehenden Sauerstoffmangel alarmiert, was unmittelbar zum Aufwachen führt. Die ZSAS betrifft vor allem ältere Menschen und muss nicht zwingend behandelt werden, solange keine Herzschwäche oder Nervenstörungen vorliegen.

Die Ursache der obstruktiven Schlafapnoe hingegen liegt in einer erschlafften Atemmuskulatur, die die Atemwege verengt oder gar verlegt. Obwohl das Gehirn die Atemmuskulatur aktiviert, kommt der Atemstrom nicht durch die blockierten Atemwege. Die Atempause führt zu einem Absinken des Sauerstoffgehaltes im Blut (lat. Hypoxämie), der Kohlendioxidgehalt im Gewebe steigt und der Körper schlägt Alarm. Es kommt zu einer plötzlichen Weckreaktion (arousal) und der Patient holt tief Luft. Dies kann sich bis zu 100-mal pro Nacht wiederholen, dennoch kann sich der Betroffene am nächsten Morgen meist nicht daran erinnern.

Ursachen und Risikofaktoren

Zahlreiche Faktoren begünstigen die Entwicklung einer OSAS. Dazu zählen Übergewicht und anatomische Besonderheiten im Bereich des Kiefers, beispielsweise vergrößerte Mandeln, eine zu große Zunge oder auch ein zu kleiner oder nach hinten fallender Unterkiefer. Ebenso kann eine krumme Nasenscheidewand die Atmung im Schlaf behindern und die Entstehung einer OSAS fördern. Das Schlafen in Rückenlage führt im Schlaf ebenfalls zu einer Verengung der oberen Atemwege und begünstigt die Atemaussetzer in der Nacht. Der Konsum von Alkohol und Nikotin stellt ein Risiko zur Erkrankung dar, ebenso die Einnahme von Schlafmedikamenten oder Beruhigungsmitteln. Diese können zum Erschlaffen der Gaumenmuskulatur führen und dadurch die Atmung behindern. Auch gut zu wissen: Männer leiden häufiger an Schlafapnoe, mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko weiter an.

Die ZSAS betrifft größtenteils ältere Menschen und bedarf in den meisten Fällen keiner besonderen Behandlung. Jedoch bilden Herz- und Niereninsuffizienzen ebenso wie Nervenstörungen oder Schlaganfälle Risikofaktoren. Beim Vorliegen dieser Krankheitsbilder wird eine Behandlung und genaue Kontrolle der zentralen Schlafapnoe durch einen Arzt unumgänglich.

Die Symptome des SAS werden allgemein durch unregelmäßige Schlafenszeiten intensiviert. Wer in Schichten arbeitet oder einen inkonstanten Alltag hat ist dadurch besonders gefährdet, gesundheitliche Schäden durch schlechten Schlaf davonzutragen. Daher sollten Betroffene vermehrt auf eine gesunde Lebensweise und einen festen Schlafrhythmus achten.

Symptome, die auf eine Schlafapnoe hinweisen können, sind:

  • starke Müdigkeit während des Tages,
  • Konzentrationsstörungen,
  • nächtliches Schwitzen und häufiges Wasserlassen,
  • plötzliches Erwachen, manchmal mit Herzrasen und Luftnot,
  • trockener Mund beim Aufwachen,
  • Kopfschmerzen am Morgen
  • Potenzprobleme

Behandlungsmöglichkeiten bei SAS

Eine OSAS muss unbedingt behandelt werden, da ernste Folgeschäden durch den Sauerstoffmangel drohen. Vor jeder Therapie sollte bei SAS eine umfangreiche fachärztliche Diagnostik erfolgen, damit keine ernsthaften organischen Ursachen (neurologische Erkrankungen, Herzinsuffizienz, hormonelle Störungen) übersehen werden.

Bei einer leichten Symptomatik kann schon durch die Reduktion von Übergewicht, den Verzicht auf Alkohol und Tabak und das Schlafen in Seitenlage eine Verbesserung erzielt werden. Auch vom Zahnarzt individuell angefertigte Bissschienen, die in der Nacht das Zurückfallen der Zunge verhindern oder den Unterkiefer nach vorne schieben, können helfen. Am gängigsten und wirksamsten ist die Behandlung einer OSAS mittels einer Atemmaske. Es gibt reine Nasen- und kombinierte Mund-Nasen-Masken, die an ein Gerät angeschlossen sind, welches Raumluft mit leichtem Überdruck in die Atemwege bläst, um deren Zusammenfallen zu verhindern. Die Anpassung erfolgt durch schlafmedizinisch geschultes Personal. Je nach Beatmungsdruck wird CPAP (continuos positive airway pressure → kontinuierlicher Überdruck), BiPap (bilevel positive airway pressure → Druck wird an Ein- und Ausatmung angepasst) oder APAP (AutoCPAP → Druck wird bei jedem Atemzug ermittelt) angewendet.

Liegen anatomische Veränderungen vor, können auch operative Eingriffe wie die Entfernung von Polypen oder Mandeln sowie die Begradigung einer schiefen Nasenscheidewand durchgeführt werden. Auch eine operative Weitung der Atemwege ist mit vielen unterschiedlichen Operationstechniken möglich.

Freiverkäufliche Hilfsmittel zur Verbesserung der Nasenatmung (Nasenpflaster, Nasenschmetterlinge, etc.) sowie Rachensprays oder Gaumenstreifen mit ätherischen Ölen sind bei SAS wirkungslos und sollten nicht empfohlen werden.